Januar – Februar – März 2024

ALLES, WAS IHR TUT, GESCHEHE IN LIEBE

1. Korinther 16,14
„In Liebe“ – das sind zwei gute Worte! Sie gefallen mir, weil sie zu Herzen gehen. Briefe in englischer Sprache werden gelegentlich so unterschrieben: „with love“ = „in Liebe“. Ich bekam einmal einen
solchen Brief nach einem Schüleraustausch. Ich hielt es für eine Liebeserklärung und war gerührt. Später wurde mir klar, dass diese Worte so exklusiv nicht gemeint waren, eher im Sinne von „Alles
Liebe!“ oder „Liebe Grüße!“.


Es fällt auf, wie viel wir von Liebe sprechen und schreiben. Ob das Ausdruck von Sehnsucht ist? Bestimmt. Dabei haben diese fünf Buchstaben nicht immer den gleichen Inhalt, schon gar nicht die
gleiche Intensität. Als Gruß unter einer Mail sind sie nett. Als Worte unter Liebenden sind sie ein Genuss. Als Programm unter Feinden können sie die Welt verändern.


Bei einem Blick auf die Welt wird allerdings schnell klar, dass es so einfach wohl nicht ist. Der Aufruf zu mehr Liebe wirkt da leicht sentimental oder sogar naiv. Man mag es gar nicht mehr aufzählen,
was uns besorgt: Kriege, Terror, Artensterben, Klimaschutz, Fachkräftemangel und dazu all die Herausforderungen einer Welt im Wandel. Macht es da überhaupt einen Unterschied, was einzelne
Menschen so tun, und mit welcher Motivation?


Treten wir also noch mal einen Schritt zurück. Die Jahreslosung steht in einem größeren Zusammenhang, steht unter den Schlussbemerkungen des ersten Briefes an die Korinther. Vielleicht finden wir dort ein Modell, eine Gemeinde, die von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt ist!


EXPLOSIVE STIMMUNG IN KORINTH

Die Stimmung in Korinth war nach allem, was wir wissen, häufig explosiv. Rund um die Gemeindegründung lief es eigentlich recht gut, sogar die Regionalverwaltung verhielt sich immerhin neutral zu diesem Start-up (nachzulesen in Apostelgeschichte 18). Und doch war Zündstoff schon
von Anfang an vorhanden. Zu unterschiedlich waren die Leute, die dort zur Gemeinde gehörten: Auf der einen Seite Menschen mit jüdischem Hintergrund, andere mit heidnischen Traditionen; wohlhabende Leute, die sich um das tägliche Leben keine Sorgen machten, aber auch viele einfache Leute, die kein großes Ansehen hatten, sogar Sklaven. Das erzeugte Sprengstoff!


Außerdem gab es Parteiungen und in diesem Zuge auch eine gewisse Heldenverehrung (1. Korinther 1,10-12), weil sich die einen auf Petrus beriefen, andere auf Apollos – sogar Paulus hatte seinen Fanklub. Untereinander standen die verschiedenen Gemeindegruppen im Dauerclinch. Das Thema der Polarisierung ist also nicht ganz neu! Auch gegen den Apostel selbst wurde offen polemisiert und seine Integrität infrage gestellt. Auf den ersten Blick ist das nicht das, was man eine
liebevolle Gemeinde nennen würde.

Trotz all dieser menschlichen und theologischen Schwierigkeiten, zu denen Paulus Stellung nehmen muss, endet sein Brief nicht frustriert oder zynisch. Im Gegenteil: Er ruft diese streitbare und anstrengende, aber auch liebenswerte und bunte, immer leicht chaotische und kämpferische Gemeinde zu Taten der Liebe auf. Und das ist nicht als unerreichbares Ideal gedacht, sondern als schlichte Aufforderung. Das finde ich ermutigend. Offensichtlich sind auch unter unvollkommenen
Umständen, quasi gegen den Trend, Wirkungen der Liebe vorstellbar.

DIE LIEBE HÄLT ALLES ZUSAMMEN

Bemerkenswert häufig spricht Paulus von „Agape“, der göttlichen Art zu lieben. Und in keiner seiner Schriften so häufig wie an die Gemeinde in Korinth. Es ist klar, woher diese Liebe kommt: aus dem Wesen Gottes. Niemand sonst liebt bedingungslos. Im Hintergrund jeder Aufforderung, zu lieben, steht ein Übermaß an liebevoller Zuwendung Gottes. Wie tief diese Liebe geht, erfahren wir am Karfreitag. Wie sie alle Grenzen sprengt, am leeren Grab. Sie bleibt für immer und hält alles
zusammen.

Diese Liebe ist stark. Sie kann es mit der Welt aufnehmen. Sie überwindet das Böse und verwandelt Tod in Leben. Sie ist das Licht am Ende des Tunnels – und auch mittendrin! Solche Liebe ist der Grund, warum die Jahreslosung 2024 ins Leben und nicht ins Poesiealbum gehört. Ohne sie könnte niemand, wirklich niemand auch nur annähernd alles in Liebe tun. Aber mit ihr werden Gemeinden in Korinth und überall zur Hoffnung für die Welt.


Tatsächlich ist Gottes Liebe auch der einzige Grund, warum Gemeinden beieinanderbleiben. Denn es gäbe sicher viele Gründe, sich zu trennen. Manchmal muss man sich bekanntermaßen regelrecht ertragen! Auch das geht nur in Liebe, wenn es aufbauend sein soll (Epheser 4,2). Gemeinden haben einen hohen Liebesbedarf, weil sie unterschiedlichste Menschen integrieren, verschiedene Meinungen aushalten, Benachteiligten Ansehen verleihen, für Schwache einstehen und selbst unter Druck nicht mit Feindschaft reagieren. Die Liebe hält alles zusammen.


Bei einem so hohen Bedarf an Liebe muss eine Gemeinde aus dem Vollen schöpfen können. Ich bin überzeugt, dass die Gegenwart des Heiligen Geistes genau so zu denken ist. Er ermöglicht das. Er wirkt ohne Unterlass auf die einzelnen Glaubenden und die Gemeinden als Ganze ein, erfüllt sie mit Ermutigung, Widerstandsfähigkeit, Hoffnung und Vertrauen, sodass sie zur Liebe fähig werden.

Diese ganzheitliche Zuwendung kannst du körperlich erfahren durch eine Umarmung oder eine Hand auf deiner Schulter. Du erfährst sie emotional durch Wertschätzung und Entlastung oder tiefe Freude. Sie fordert dich heraus durch Lehre und Erkenntnis, die dem Wort Gottes entspringen. Verstand, Wille und Gefühl werden beständig getriggert und manchmal geflutet von der Aktivität des Geistes Gottes. So hält er alles zusammen.

ALLES, WAS IHR TUT


Und dann soll es erlebbar werden. Die Jahreslosung lädt uns nicht dazu ein, über Liebe zu philosophieren, sondern sie zu tun. Und zwar durchgehend. Alles, was ich tue, soll von Liebe bestimmt sein. Wow. Wir können es ja mal durchspielen, so unwahrscheinlich es klingt. Vielleicht so: Wenn Gottes Geist mich selbst und meine Gemeinde mit Ermutigung, Vergebung, Hoffnung, Wegweisung und Vertrauen flutet, also kurzum mit Liebe, dann sind wir alle miteinander geduldig und freundlich, sind großzügig und plustern uns nicht auf. Wir bleiben höflich, suchen nicht den eigenen Vorteil, werden nicht bitter und können Böses vergeben. Wir freuen uns nicht an Ungerechtigkeit, sondern an der Wahrheit. Wir ertragen alles, hoffen bis zum Schluss und halten am Vertrauen fest.

Ich bin überzeugt, in so einem Umfeld möchte jeder gerne leben! Und vielleicht wird sich sogar hier und da ein Stückchen Welt in den wärmenden Lichtkreis einer solchen Gemeinde begeben. Wo Dinge offensichtlich aus Liebe geschehen, ist das sehr anziehend. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann eben nicht verborgen bleiben.

Ich habe überlegt, ob das wohl ein sehr anstrengendes Jahr wird unter dieser Losung. So viel Aufforderung, so viel Erwartung. Die Antwort ist für mich aber klar: Nein, im Gegenteil. Es gibt eigentlich nur Gewinner, wo Dinge aus Liebe geschehen. Selbst wenn es zeitlichen Mehraufwand
oder innere Arbeit bedeutet, führt das zu einem unvergleichlichen Reichtum. So ist gelebtes Christsein eine gute Nachricht für uns alle und die Welt.


Mit herzlichen Grüßen, Ihr


Henrik Otto | Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden ab Januar 2024 | praeses.feg.de


HENRIK OTTO | ZUR PERSON
Henrik Otto wurde am 11. November 1976 in Ellwangen (Jagst) geboren. Nach seinem Studium am Theologischen Seminar Ewersbach (heute Theologische Hochschule Ewersbach) war er von 2002 bis 2013 Pastor der FeG Füssen und der FeG Schongau, von 2013 bis 2016 Pastor der FeG Siegen-Mitte. Seit 2016 ist er FeG-Bundessekretär für die Region Süd. Am 17. Juni 2023 wurde Henrik vom Bundestag des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Siegen-Geisweid zum Präses gewählt, das Amt tritt er im Januar 2024 an. Henrik Otto ist verheiratet mit Evelyne. Das Ehepaar hat vier Söhne und wohnt in Rieden (Allgäu).

Oktober – November – Dezember 2023

Liebe Leser!

Im letzten Gemeindebrief ging es unter der Überschrift: Gemeinschaft der Kinder Gottes praktisch“ um dieGemeinschaft im Haben. Diese zeigt sich im Umgang miteinander auf Augenhöhe und im einander Tragen und Ertragen. Und nun geht es weiter mit der Gemeinschaft im Geben.

Ich habe in meiner Kindheit gelernt: über Geld redet man nicht! Als ich älter wurde ging der Spruch noch weiter: über Geld redet man nicht, Geld hat man! Und wer bin ich, dass ich mich in die finanziellen Angelegenheiten anderer einmische? Ich konnte mich bei der Vorbereitung etwas entspannen, weil ich mich erinnert habe: „nicht ich will über dieses Thema reden – Gott redet durch sein Wort zu uns“. Und ER mischt sich nicht nur in unsere finanziellen Angelegenheiten ein. Er will der Herr über unser ganzes Leben sein. Er hat zu mir geredet und ich bin gespannt was ER Dir zu sagen hat.

Galater 6, 6 Jeder, der im Wort Gottes unterwiesen wird, soll auch zum Lebensunterhalt seines Lehrers beitragen! 7 Täuscht euch nicht: Gott lässt sich nicht verspotten! Was der Mensch sät, wird er auch ernten. 8 Wer auf sein Eigenleben sät, wird davon das Verderben ernten. Wer jedoch auf den Geist sät, wird davon das ewige Leben ernten. 9 Wir wollen also nicht müde werden, Gutes zu tun, denn wenn die Zeit gekommen ist, werden wir die Ernte einbringen, falls wir nicht aufgeben. 10 Solange wir also noch Gelegenheit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun, am meisten natürlich denen, die zur Glaubensfamilie gehören.

Zuerst spricht Paulus über sich und seine Arbeitskollegen (Vers 6 lesen). Gemeinschaft im Geben. Er beginnt mit denen, die das Wort Gottes lehren. In den ersten Gemeinden gab es keine Kirchensteuer. Die Lehrer haben von dem gelebt, was die Schüler ihnen gegeben haben. In der Landeskirche ist der Pfarrer nicht von der Gemeinde angestellt, sondern wird von einer höheren Instanz bezahlt. Da ist das mit dem Teilen und mit dem Mittragen nicht so direkt möglich. Bei Freien evangelischen Gemeinden ist das eher wie zu der Zeit von Paulus. Die Pastoren werden von der Gemeinde bezahlt. Alle Mitglieder unterstützen die Lehraufgabe der Lehrer direkt durch ihre Spenden. Auch für uns als freie evangelische Gemeinde ist es daher wichtig, regelmäßige Spenden der Gemeindeglieder und von Freunden der Gemeinde zu bekommen, damit der Lebensunterhalt der Lehrer gesichert ist. Warum schreibt Paulus das? Will er den Galatern das Geld aus der Tasche ziehen, damit es ihm besser geht? Das ist nicht der Grund. Es geht um einen viel größeren Zusammenhang. Es geht um die Verantwortung füreinander. Es ist Gottes Ordnung, dass wir einander Gutes tun. Der eine indem er Gottes Wort teilt, der andere indem er das teilt, was man zum Leben braucht. Und weil es Gottes Ordnung ist, achtet Er auch darauf, wie es ausgelebt wird (Verse 7-8 lesen).

Gott hat uns in die gegenseitige Verantwortung gestellt. Und da kann sich keiner unbemerkt davonschleichen. Wir können Gott nicht auf den Arm nehmen. Er hat uns beschenkt und hat uns aufgerufen, einander die Lasten zu tragen.

Paulus gebraucht das Bild von Saat und Ernte. Wer Frucht ernten will, der muss säen.

Ein Bauer wirft den Samen auf das Land. Er verliert dadurch das Saatgut. Der geizige Mensch behält den Samen und bewahrt ihn auf. Er packt ihn vielleicht in eine Dose. Nach gewisser Zeit vertrocknet oder verschimmelt der Same und verdirbt. Es gibt keine Frucht. Es ist ein Bild dafür, dass Egoismus Verderben bringt. Die Hingabe an Gott aber das ewige Leben. Und dabei ruft er uns zum Durchhalten auf (Verse 9-10 lesen).

Es geht also darum Gutes zu tun. Und das geduldig. So wie der Bauer auf seine Ernte wartet, müssen auch wir warten. Der Bauer weiß, wann normalerweise die Saat aufgeht und wann er ungefähr ernten wird. Da haben wir es nicht so gut. Gott bestimmt das „wann“ der Ernte. Der Bauer weiß nicht wie viel aufgeht und ob er überhaupt etwas erntet. Wir wissen, dass selbst der Becher Wasser in Jesu Namen gereicht nicht unbelohnt bleiben wird. Da haben wir es besser als der Bauer. Also: Gutes tun ist angesagt. Besonders in der Glaubensgemeinschaft. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Ein Beispiel hat Paulus gegeben in Bezug auf die Lehrer vom Wort Gottes. Ein anderes Beispiel aus der heutigen Zeit bezieht sich auf Musik. Mir gefällt gute christliche Musik. Die Texte helfen mir im Glauben weiter. Ich komme durch die Lieder Gott näher. Ich kopiere mir die CD. Kaufen ist teuer. Aber der Musiker lebt von dem CD-Verkauf. Ich nehme seine Arbeit in Anspruch, aber gebe nichts dafür? – Bin ich so arm oder bin ich so geizig? Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ich habe mir angewöhnt, dass ich, wenn mir Musik gefällt, den Musiker auch durch den Kauf von Original-CDs unterstütze. Und diese Verse haben mich auch ins Nachdenken gebracht über den Umgang mit Hörbüchern. Sie sind so schnell kopiert. Ich habe mir daraufhin gleich ein Hörbuch gekauft, anstatt es zu kopieren. Seitdem habe ich es schon mehrfach gehört und es war sehr hilfreich für mich.

Wie sieht es bei Dir aus? Wie und wo siehst Du Deine Möglichkeiten Gutes zu tun? Wie kannst Du gute Saat aussäen in der Glaubensgemeinschaft in der Du lebst? Wer viel sät, der wird auch viel ernten! Ist doch ein tolles Prinzip! Bei dieser Aufforderung geht es allerdings nicht um ein verkrampftes, gesetzliches Säen. Es geht um ein Schenken von innen heraus. Lass Dir vom Heiligen Geist zeigen, wem Du wie helfen kannst. Wenn Du offen bist für sein Reden, wird er Dich führen!

Gemeinschaft der Kinder Gottes praktisch – zeigt sich auch im Geben!

Herzlichst grüßt Euch,

Euer Pastor Timon Fuchs

Juli-August-September 2023

Liebe Leser!

Unter der Überschrift: „Gemeinschaft der Kinder Gottes praktisch!“ schauen wir uns einige Verse im Brief von Paulus an die Gemeinde in Galatien an (Galater 5):

25 Wenn wir also durch den Geist Gottes das neue Leben haben, dann wollen wir es auch in diesem Geist führen.

26 Wir wollen nicht ehrgeizig unsere Eitelkeit befriedigen und uns gegenseitig herausfordern oder beneiden.

1 Liebe Geschwister, wenn jemand von euch in eine Sünde hineinstolpert, dann müsst ihr, als vom Geist bestimmte Menschen, ihn verständnisvoll auf den rechten Weg zurückbringen. Du solltest dabei aber gut aufpassen, dass du nicht selbst zu Fall kommst!

2 Helft euch gegenseitig, die Lasten zu tragen! Auf diese Weise erfüllt ihr das Gesetz des Christus.

3 Wenn jemand sich einbildet, etwas zu bedeuten, obwohl er doch nichts darstellt, betrügt er sich selbst.

4 Jeder prüfe vielmehr sein eigenes Tun, dann mag er stolz auf sich sein, ohne sich über jemand anders zu erheben.

5 Denn jeder hat genug mit seinem eigenen Verhalten zu tun.

In diesen Versen wird das Leben praktisch. Kinder Gottes werden durch seinen Geist durchs Leben geführt.

Deshalb die Überschrift: Gemeinschaft der Kinder Gottes praktisch!

Und zwar: Gemeinschaft im Haben! Was haben wir denn gemeinsam und warum? Wir haben das neue Leben in Christus. Weil Jesus am Kreuz auf Golgatha unsere Gottesferne ein für alle Mal überbrückt hat. Die Folge davon ist, dass wir unser Leben in diesem Geist führen. Und das fängt damit an, dass wir uns immer bewusst sind, dass wir unser neues Leben nicht selbst verdient haben. Alles ist Geschenk von Gott. Gott gehört die Ehre für ALLES!

Wie schnell sind wir dabei nicht auf Gott zu sehen. Wir sehen in den Spiegel oder auf den anderen. Wir zeigen uns von unserer besten Seite und wie schnell hat man dann eine Maske auf. Oder wir sehen auf den anderen und werden neidisch. Nach dem Motto: Der hat es gut. Wenn ich so viel Geld hätte, dann würde es mir auch besser gehen. Oder so wie es mir vor einigen Tagen ging: Also was der mit Jesus erlebt hat. Jetzt bin ich schon seit 50 Jahren gläubig und hab so was noch nicht erlebt. Also, das hätte ich auch gerne. Es geht so schnell, dass wir trotz unseres neuen Lebens unzufrieden sind. Warum bin ich krank und der andere nicht? – Der hat eine tolle Familie – ich will raus aus meinem Krampf! Solche oder ähnliche Gedanken hat doch jeder von uns schon gehabt, oder? Aber diese Gedanken helfen uns nicht offen zu sein für Gottes Führung. Gott kennt unsere Situation. Und er hat ein Ziel mit uns. Und wenn sein Ziel ist, dass wir reich werden, dann wird er es schenken. Wenn sein Ziel Gesundheit ist, dann wird er es schenken. Wenn sein Ziel die tolle Familie ist, dann wird er es schenken. Was zählt ist, mein Leben in seinem Geist zu führen. Er wird mir Schritt für Schritt zeigen, was für mich dran ist. Und Gott gehört die Ehre für alles, was er schenkt. Das ist das Ziel!

Das eigene Ansehen groß zu machen führt nur zu Problemen. Ich bin dann nicht ehrlich. Der andere wird neidisch und so schaukelt man sich gegenseitig hoch. Und je höher man ist, umso tiefer fällt man. – Doch auch wenn wir wissen, dass Jesus für alle Schuld bezahlt hat, passieren uns Fehler. Wir leben hier auf Erden in der Gemeinschaft der Sünder, auch wenn wir begnadigt sind. Da ist keiner besser als der andere (lies Vers 1).

Hier geht es nicht um vorsätzliche Sünde. Ein Kind Gottes ist in eine Sünde hineingestolpert. Wenn ich das sehe, dann soll ich ihm zurechthelfen. Wo hier in dieser Übersetzung „verständnisvoll“ steht, heißt es wörtlich: im Geist der Sanftmut. Die Sanftmut ist eine Frucht des Geistes. Ich richte nicht lieblos über den anderen, der schuldig wurde. In Liebe bringe ich ihn sanftmütig auf den richtigen Weg zurück. Und das immer in dem Wissen, dass ich auch nicht sündlos bin. Wenn wir einander helfen, bleiben wir auf Augenhöhe. Dann stehen wir nicht in der Gefahr hochmütig zu sein.

Gemeinschaft der Kinder Gottes praktisch! Gemeinschaft im Haben! (lies Vers 2)

Es gibt verschiedene Lasten im Leben. Last kann hier Belastung in jeder Hinsicht sein: Sündenlast, Aufgabenlast, Krankheitslast, Versorgungslast. Tragen ist nicht Mitleid haben, sondern in Liebe mit anpacken. Sich die Hände schmutzig machen. Die Ärmel hochkrempeln. Ein Bettler wird immer Bettler bleiben, solange man ihn betteln lässt. Es löst seine Last nicht, wenn ich aus Mitleid eine Münze in seinen Hut werfe. Als Kinder Gottes helfen wir einander nicht mit Almosen. Wir leben als Familiengemeinschaft und helfen uns gegenseitig. Wir können tragen, weil er uns trägt! Dann erfüllen wir das Gesetz Christi. Das Gesetz im Alten Bund begann mit „Du sollst“. Im neuen Bund geht es nicht um ein „Sollen“. Das Gesetz Christi kommt nicht von außen, sondern wächst durch den Geist von innen heraus. Es geht darum, der Frucht des Geistes das Wachstum zu ermöglichen! Jesus hat das Gesetz vom alten Bund erfüllt. Die Erfüllung vom Gesetz Christi ist, dass in Liebe die Gemeinschaft praktisch wird. (lies Verse 3-5). Jesus füllt das, was uns zur Vollkommenheit fehlt bis zum Maximum auf. Von uns selbst aus sind wir nicht vollkommen, aber er macht uns vollkommen und so sieht uns Gott dann auch.

Paulus warnt vor Einbildung. Mehr darstellen, als man ist. Und wenn ich mich prüfe und meine etwas erreicht zu haben, VORSICHT: nicht überheblich werden! Vor Gott hat jeder sein eigenes Verhalten zu verantworten. Gemeinschaft im Haben zeigt sich im Umgang auf Augenhöhe. Und es zeigt sich im einander Tragen und Ertragen.

Herzlichst grüßt Euch,

Euer Pastor Timon Fuchs